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Sonntag @ 12/09/2012
(11) Liebesbekundigungen
Hell.

"Du bist doch nur wie alle Anderen. Ich dachte du bist was besonderes. Aber die Sonne, sie wird dich verbrennen. Deine Mutter hat dich Marie getauft - schade. Bist nichts wert."
Eine kleine "heile" Welt:
Die Sonne scheint erbarmungslos auf das ausgebeulte Blechdach des kleinen PKWs. Leonie, ihre Schwester Marie und deren Freund Phillip sitzen im abgedunkelten Auto und schwitzen. Sie werfen sich müde Blicke zu, lange schon scheinen sie keine ruhige Nacht mehr verbracht zu haben. Das Leben im Niemandsland ist hart. Nach einer Weile fahren sie auf einen kleinen Platz. Sie steigen aus dem Auto und betreten zögerlich eine verwahrloste Tankstelle. Die kleine Gruppe teilt sich auf und beginnt durch das Tankstellenhäuschen zu streifen, während Phillip sich um das Benzin kümmert. Auf einmal ein Schrei - Leonie wird von einem fremden Mann mit einem Messer bedroht und windet sich vor Angst:

Wieviel Benzin hast du noch?
- Wieviele Pfirsiche hast du noch?

Erst als das geklärt ist, beruhigt sich die Situation wieder. Nach einem kurzen Gespräch unter Männern bietet Phillip dem Fremden, der übringens Tom heisst, an, mitzufahren.

Das eben beschriebene Szene nicht 2012 in Hengasch im Ruhrgebiet spielt, ist irgendwie klar. Wir schreiben 2016:
In den vergangenen Jahren hat die Sonnenstrahlung derart zugenommen, dass einst grüne Landschaften zu verdorrten Einöden wurden. Gewaltige Sonnenstürme toben und ohne Sonnenschutz ist der Aufenthalt unter freiem Himmel innerhalb kürzester Zeit lebensbedrohlich. Nur wenige Menschen haben die Katastrophe überlebt. Benzin ist so selten aufzutreiben wie Wasser – letzte Quellen sollen sich oberhalb der Waldgrenze befinden.
Quelle

Die drei Sitzen also nun wieder im Auto. Die Atmosphäre ist leicht angespannt, das man merkt an den Blicken der Frauen, der neue Mann ist ihnen nicht ganz geheuer. "Marie macht dir einen neuen Verband.", sagt Phillip, als der Fremde nachdenklich die Verletzung an seiner Hand betrachtet. Marie wirft ihrem Freund einen langen Blick zu. Ich denke mir: Nicht nur, dass er sich nicht mit den Mädels abgesprochen hat, einen Fremden mitzunehmen, nun kommandiert er auch noch ungefragt seine Freundin umher. Das kann ja heiter werden.

Der Film Hell ist (erstaunlicherweise) eine deutsche Filmproduktion aus dem Jahre 2011 und wirklich eine passable Leistung. Meiner Meinung nach war er sowohl durchwegs spannend als auch sehr sehr atmosphärisch - die dystopische Endzeitstimmung wird durch das Element der ständig sehr hellen Sonne vermittelt, karge verbrante Staub & Wüstenlandschaften dürfen da natürlich nicht fehlen.
Besonders gut gefallen hat mir neben der eindrücklichen Stimmung und guter Schauspielerleistung die angenehme LOGIK die dem Film beiwohnt. Wie oft habt Ihr schon (zB Horror-)Filme geschaut, in denen der Protagonist einen dunklen, unbekannten Raum betritt, vllt noch seine Taschenlampe einschaltete und, während er erbarmungslos hilflos durch den Raum irrt, "HALLO?! Ist das JEMAND?" ruft? Zu oft. So, zum Glück, handeln die Charaktere (hauptsächlich Marie, um die geht es in dem Film nämlich meistens) nicht. Betritt sie einen Raum, sucht sie sich erstmal eine Waffe und checkt dunkle Ecken ab. Zudem sind die Charaktere des Films wandelbar: Anfänglich scheinen Marie und ihre Schwester Leonie noch ziemlich abhängig von ihren Männern, später jedoch kommen sie auch - mehr oder weniger - gut alleine klar.
Meckern kann ich gar nicht viel, außer vielleicht, dass mich die ständig frisch gewaschenen Haare der Protagonistin etwas störten. :'D
Oh, und ja. Klischees: Der Film bedient sich reichlich aus eine Kiste, die sich wohl "Dystopienendzeitquarkstaubgedöns" nennt. In einer Szene meinte ich sogar eine Kirche, wie sie in Fallout 3 vorkommt, gesehen zu haben.  Klar, die Idee eines Ödlands kennt man irgendwo her und auch die Wasserknappheit ist ziemlich beliebt, jedenfalls was die Apokalypse betrifft - trotzdem. Ich will dem Film seine Idee, wenn auch vielleicht nicht super originel, nicht absprechen. Neben "the Road" und "the book of Eli" ein Film, der alles richtig macht, was Filme seiner Art angeht. Nicht zuviel Action, Realismus und eine Prise Humor. So muss dis.

Die Botschaft des Films ist jedenfalls klar:
In einer apokalyptischen Zukunft scheint man nur auf Irre, Menschenfresser und komplett wahnsinnig Gewordene zu stoßen - ohne Ausnahme. Wenn du eine Frau bist, ergeht es dir noch schlechter - außer, du weisst dich zu wehren..

Fazit: Eine ohne Bedenken zu empfehlender postapokalyptischer Dystopienfilm! Kauft ihn Euch! *

* Jetzt komme ich auch dazu zu meckern: Nachdem ich feststellte, dass auf der deutschen Fassung der DVD nur deutsche Untertitel zu finden waren (wieso keine Englischen? Was ist, wenn ich den Film mal jemandem empfehlen will, der der deutschen Sprache nicht mächtig ist?), googelte ich nach der englischen Fassung. Und wurde mit der Tatsache, dass auf der englischen Version widerum nur die ENGLISCHE Tonspur zu finden ist, überrascht. So ein Blödsinn!

Eure Meinung zu Hell? Habt Ihr ihn schon mal gesehen? Wie fandet Ihr ihn? Würde er Euch interessieren? Warum?


Hell
Regie: Tim Fehlbaum
Von: 2011
Aus: Deutschland, Schweiz
Mit: Hannah Herzsprung, Lars Eidinger, Lisa Vicari
Genre: Dystopie
Auch wissenswert:  FSK 16, Länge 89 Minuten

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