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Freitag @ 8/10/2012
(14) Liebesbekundigungen
House of Night: Gezeichnet - Nichts Neues von der Vampirfront.


Ich habe mir den ersten Teil der House of Night Reihe angetan - eigentlich nur zufällig, bin in der Bücherei drüber gestolpert. Und hart auf die Fresse geflogen.
Geklaut, gestohlen und dreist übernommen - das sind wohl die drei häufigsten Worte, die mir beim Lesen dieses Schundstücks durch den Kopf gegangen sind. Eigentlich mag ich ja gar nicht schlecht über Bücher reden, die im Grunde genommen einfach nicht ernst zu nehmen sind - damit macht man sich nur selber lächerlich. Aber dieses Buch ist DERMASSEN kackend dreist, irgendwie bekomme ich dabei Lust es rezensionsmäßig zu zerfetzen.
Was sind Eure Erfahrungen mit der Reihe? Habt ihr eine Meinung? Habt ihr mehr als einen Band durchgehalten? Wie?

Fangen wir doch mal hinten im Klappentext, auf dem sich die Autoren vorstellen, an: Das Buch Gezeichnet (House of Night) wurde von P.C. Cast und Kristin Cast geschrieben. Die beiden bezeichnen sich (achtung, Zitat!) als:

"Das erfolgreichste Mutter-Tochter-Autorengespann weltweit.. Sie leben beide in Oklahoma, USA." 

Als ob die beiden diese mutige Behauptung nochmal beweisen müssten, folgt daraufhin ein: 

"House of Night hat bereits über 8 Millionen Fans in den USA und erscheint in über 40 Ländern. Die Verfilmung ist in Vorbereitung. Großes Poster zum Sammeln..."

Nagut, den Rest lasse ich weg. Soviel schonmal zu den Autoren, ich denke deren Beschreibung spricht für sich. Kommen wir zum Buch selbst.

Gezeichnet ist der erste Teil einer bisher neunbändigen (mehr in Arbeit) Buchreihe über die 16-jährige Zoey die zu einem Vampir wird und damit in die Vampirschule 'House of Night' aufgenommen wird. 
Internat, blöde bis ziemlich unzuverlässige Eltern, findet in der Schule eine Gruppe von Freunden.. irgendwoher kennt man das doch? Erstaunlicherweise trägt sie auch noch eine Brille, aber nur vor'm zu Bett gehen, da ihr Kontaktlinsen lieber sind. Jetzt könnte man sagen, sie hat ja aber keine Narbe auf der Stirn - nein, aber ein Mal dafür! Und zwar das eines Halbmondes. Kommt euch das AUCH woanders bekannt vor? 



All die bisher genannten Dinge könnte man natürlich noch verkraften - gäbe es in Zoeys Geschichte etwas, was irgendwie originell ist. Ob nun Handlung, Charaktere. Gibt es aber nicht. Schlimmer noch, es scheint als hätten sich die Cast-Frauen an sämtlichen Vampir-Klischees bedient und nur die unangenehmen, unschönen weggelassen. Vampire in ihrer Vorstellung sind:

Gutaussehend (Sie glitzern zwar nicht in der Sonne, aber das wäre wohl zu offensichtlich geklaut gewesen). Nachtaktiv (erstaunlich!). Blutverrückt (nur gebissen wird nicht. Das tut ja weh). Magietechnisch scheinen sie nicht sehr begabt zu sein, irgendwie gibt es einen Mix aus griechischer Myhologie, Voodookult und Hexenkesseltanz - deren Zeremonien jedoch so zäh und geschmacklos wie zu lange stehengelassener Wackelpudding ist.
Fledermausverwandlungen, bei Sonnenlicht zu Staub - bah, wer braucht das denn. Die Vampire im House of Night sind im Grunde genommen ganz normale Amerikanerinnen, die Ashton Kutcher anhimmeln und Americas Next Top Model schauen.
Bissübertragungen gibt es auch nicht mehr - zum Vampir wird man, indem ein ausgewählter Vampir mit dem Finger auf dich zeigt und "BUYA!" schreit. Oder so. Dann bekommst du eine nette Mondsicheltättowierung auf der Stirn und wirst innerhalb der nächsten Jahre (dafür ist die Akademie dann gut genug, wenn du nicht hingehst, stirbst du. Einfach so. An Schleimhusten.) zu einem Vampir.

So geschah es eben auch mit Zoey - und hier kommen wir zum nächsten unerträglichen Kritikpunkt: Zoey kann alles. Irgendjemand meinte mal, die Mutter des Autorenpärchens würde sie als Ebenbild ihrer Tochter gemacht haben: Braune Haare, indianische Züge - und natürlich gutaussehend. 
Zufälligerweise ist Zoey nämlich die von Nyx (Vampirgöttin) gesegnete Auserwählte die nicht nur eines der fünf Elemente in sich vereinigt, sondern alle. Im ersten Buch stellt sie das natürlich auch sofort unter Beweis, spoilern werde ich hier jedoch nicht.
Nebenbei steht natürlich auch genau der Kerl, in denen alle Mädchen ihrer Stufe verknallt sind, genau auf Zoey und macht ihr Avancen - genauso wie ihr Exfreund. Es liegt nahe zu sagen, Zoey ist eine Mary Sue, da sie natürlich auch bei den Lehrern sehr gut ankommt - und sie jedem Unterrichtsfach mit der gleichen Begeisterung und Freude begegnet. Schwächen hat sie keine - nur eine unterwürfige Mutter und einen bösen Stiefvater, der sehr gläubig ist, Killerspiele spielt und trinkt. Dementsprechend verteufelt Mary Sue auch Drogen jeglicher Art.
Ja, die Ich-Perspektive kann das Identifikationspotenzial eines Protagonisten sehr unterstützenund den Leser tiefer in eine Geschichte eintauchen lassen doch im Falle von Gezeichnet nützt das alles nicht: Zu oberflächlich und farblos ist Zoey Redbird.

Der Schreibstil in Gezeichnet ist sehr umgangssprachlich und locker. Teilweise sogar ziemlich vulgär, aber das soll wohl dazugehören. Das Buch lässt sich sehr leicht und flüssig lesen - Zoeys Gedankengänge sind zwar nicht sonderlich humorvoll (und die dauernden Klammern die wiederholen, was sie denkt und Zweifel andeuten sollen, nerven etwas) aber meiner Meinung nach ist der Schreibstil das einzige, was Gezeichnet noch halbwegs rettet - und das Buch bei so vielen Teenager so beliebt macht. Ich kann mir schon vorstellen, dass es für Jüngere ein höheres Identifikationspotenzial hat. Hie- und da werden immer wieder Marken- und Starnamen fallen gelassen, da diese Dinge für Zoey anscheinend recht wichtig sind. (Er trug einen schwarzen, ledernen Mantel reicht nicht - er muss auch noch von Gucci sein.)

Die Handlung reißt das wenige, was der Schreibstil wettmacht, jedoch wieder runter: Sie ist derartig nichtssagend und vorhersahbar, dass es schmerzt. Neben der Vorstellung von einem Dutzend Klischeenebencharakteren (den typischen Schwulen Freund, die Klischeeoberzicke mit ihrer Gang, eine mächtige und vertrauensvolle Mentorin, ein spruchschnelles BFF-Zwillingspärchen, Zoeys 0815-Bestefreundin, das typische Gangopfer u.s.w.) und Zoeys Romenzenbeschreibungen passiert kaum etwas. Das sollen wohl die restlichen Bücher erledigen. Danke, nicht mit mir.

Seltsam fand ich weiterhin die Ideologien, die dieses Buch anspricht: Vampire sind in der Gesellschaft, in der House of Night spielt, zu einer Art Überwesen mutiert die sämtliche berühmte und mächtige Positionen besetzen. Obwohl nicht alle von ihnen wirklich menschenfreundlich sind (das impliziert ja im Grunde genommen schon der Name) scheint das jedoch von den überwiegend menschlichen Bürgern anstandslos akzeptiert zu werden.
Gottesgläubige, Priester, Prediger u.Ä. werden von Zoey alle über einen Kamm gezogen: Sie sind ja alle durchwegs hinterhältig, listig und böse. Ausnahmen gibt es nicht.

Der Punkt, dass sie die Schüler der House of Night Schule ihren zu Beginn ihres Schulstarts einen neuen Namen aussuchen dürfen, ist geschmackssache. Dabei kommen dann so typische Pferdenamen heraus: Aphrodite, Dragon. 

Das Cover des Buches ist schick aber einfallslos - der Halbmond hätte wenigstens auf die Stirn der jungen Frau gekonnt.

Letzter Kritikpunkt: Deus ex machina. Auf deutsch: Ob es passte oder nicht, die Autorinnen ließen es so geschehen, wie sie es brauchten. Beispiel: die Vampirlehrer bzw. Vampirerwachsenen wissen immer über alles und jeden Bescheid. Einfach so. Erklärt wird das nicht.

Fazit: Massenbücher sind in seltenen Fällen gut - Gezeichnet, House of Night ist ein weiteres Beispiel dafür, wie sich die Masse im Geschmack irren kann. Das Buch schafft es auf keiner Seite eine für mich überzeugende Atmosphäre zu schaffen, mich Teil der Geschichte werden und mich mit Zoey oder einer ihrer Freundinnen mitfiebern zu lassen. Ganz im Gegensatz zu Harry Potter, der Bis(s) Reihe* oder Sailor Moon, von denen das Buch ja so fleißig abkupfert.

Erdbeersterne spare ich mir für dieses Buch.

*Gut, ich bin kein großer Fan von Twilight, aber im Gegensatz zu Gezeichnet hatte der erste Teil der Bis(s) Reihe wenigstens noch Biss

House of Night 1 - Gezeichnet  
von P.C. Cast und Kristin Cast
ISBN: 978-3-10-400311-5
zu bestellen hier





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