Mittwoch @ 10/26/2011
Uhrwerkskinder und blutige Taschentücher.
Mein Körper schreit. Ich kann nicht mehr. Am liebsten würde ich alles beenden, hier, jetzt. Auf der Stelle. Ich fühle mich als hätte ich einen 10 km Lauf hinter mir. Mein Atem geht schnell, und doch wage ich kaum Luft einzuatmen.
Es ist schwer, meinen momentanen Zustand in Worte zu fassen. Doch ich möchte es.. irgendwie. Es ist besser als den Schmerz in sich hineinzufressen. Hilferufe werden missverstanden, dabei möchte ich doch nur so gerne jemanden zum sprechen haben..
Mein Leben kommt mir vor wie ein Puzzle, dass aus tausend anderen zusammenschüttet wurde. Nichts passt (mehr) zusammen. Ich arbeite mit Kindern, die nur dazu geboren worden sind zu funktionieren, wie kleine Uhrwerke. "Er war früher richtig umgänglich, hat sich alles gefallen lassen, von den anderen Kindern.", sagt eine Kollegin zu mir. "Jetzt ist er anders. Er sagt, was er will. Weiß genau bescheid und setzt das auch durch." Ich habe den Jungen als ziemlich ungehobelt, frech in Erinnerung, er will immer alles für sich.
Ist es das, was wir werden sollen? Kleine Maschinen? Taff, selbstbewusst und für das Leben gewappnet. Ellbogen benutzend aber ordentlich und niemals vor den Augen der Erwachsenen frech. Dafür hinter dem Rücken lästernd. Autoritätsbewusst doch hinterhältig. Mit 4 fangen die Kinder in meiner Arbeitsstelle schon an Englisch zu lernen, um 10 Uhr morgens. Danach 3 km zum Spielplatz laufend, auf dem man 10 Minuten bleibt. Dann 6 Kilometer zur Bushaltestelle, dann gibt es Essen, den Kindern ist es zu gesund. Dann müssen sie raus in den Regen, spielen. Dann wieder rein, sie könnten ja nass werden. Die Farbstifte müssen sortiert sein, damit man damit malen kann. Setz dich nicht an diesen Tisch, hier wird ein Apfel geschnitten. Sitz ordentlich. Danach kommt die Mutti, die die Kinder zur Abendschule abholt.
Beim freien Rollenspiel wird eine Augenbraue hochgezogen, wenn die 5-jährigen Jungs mit Kuscheltieren spielen. "Wieso hast du dir denn den (Plüsch)-Tiger mitgenommen?", wird ein Kleiner gefragt. "Du bist doch schon groß. Das brauchst du doch nicht."
Regeln machen das Leben aus. Befolgst du sie, bist immer erster und stehts korrekt angezogen und schnell, machst du alles richtig. Kindheit fällt dabei leider flach, dafür ist keine Zeit. Schließlich müssen wir große Schritte machen, damit ihr später euren eigenen Kindern den Elite-Kindergarten finanzieren könnt.
Das Internet ist wie ein Versteck für mich. Werde ich sogar dort übersehen, fällt es mir schwer zu atmen. Bitte, so hör mich doch jemand.. ich hasse es, alleine zu sein.
Labels: Lebenscheiße