Mittwoch @ 1/05/2011
Fallout 3 - und ein bisschen Failout 3?
Vor knapp einer Woche habe ich ein Spiel zuende gespielt, welches mich immer noch nicht loslässt. In Tagträume versunken, in der U-Bahn sitzend stelle ich mir vor, wie die Welt um mich herum aussehen würde, wenn die Welt einen atomaren Krieg erlebt hätte. Nicht sehr lieblich.
Natürlich kennen die meisten das folgende Game schon, es ist ja auch aus dem Jahr 2008. Aber ich habe mir vorgenommen jegliche Konsolenrpgklassiker, die ich bisher noch nicht spielen konnte, zu spielen. Und dazu gehört natürlich auch Fallout 3.
Für alle, die es nicht kennen: Fallout 3 ist ein Rollenspiel schlechthin, denn du schlüpfst - nein, du BIST der Charakter, den du schon von Kindheit an spielen kannst. Du verkörperst einen Menschen, dem es vergönnt war 200 Jahre nach der atomaren Katastrophe in einen der vielen Vaults (also Bunkern in denen man vor der Strahlung gefeit ist) geboren zu werden und zu überleben. Deine Vault trägt die Nummer 101 (diese Information ist unnütz, wer das Spiel schon gespielt hat weiß jedoch welche Gefühle ich mit dieser Nummer verbinde).
Dein Vater war Wissenschaftler und arbeitete an einem gewissen Projekt. Deine Mutter starb bei deiner Geburt. Irgendwann, du bist gerade zwanzig geworden, haut dein Vater ab. Verlässt die Vault - ein Ding der Unmöglichkeit, denn dies zu tun bedeutet für die abgeschieden lebenden Vaultbewohner quasi Selbstmord: Das Ödland von Washington DC, indem das Spiel spielt, ist immer noch atomar verseucht und von mutierten Tieren besiedelt. Ein Ödland schlechthin.Wer sich nicht auskennt, oder nicht kämpfen kann hat es dort schwer. Was sie nicht wissen: In der Nähe der Vault 101 befindet sich eine der größten Städte des Umlands - Megaton. Du selbst willst natürlich wissen, wohin dein Vater ist und packst die Gelegenheit beim Schopf aus der Vault zu entkommen - da sowieso alle Mitbewohner denken, du würdest mit deinem Vater unter einer Decke stecken.
Soviel zur Story. Das Spiel wurde von Bethesda Softworks, wie auch Oblivion welches ich hier reviewt habe, geschaffen. Zu DENEN komme ich später.
Die Grafik ist - für damalige Verhältnisse - gut. Klar, 2008 ist nicht soooo neu, aber trotz aller Motzerei: Mir reichte sie völlig. Die Texturen sind detailliert, die Animation deines eigenen Charakters (und die der NPCs) flüssiger und echter. Frauen laufen jetzt wie Frauen und stampfen nicht so herb daher wie noch bei Oblivion. Die Klamotten sitzen und sehen tragbarer aus, sie gleichen keinen Kartoffelsäcken mehr.
Das Gameplay (welches am Ende des Trailer zu bestaunen ist) ist im Vergleich zu Oblivion traumhaft.
Die Kämpfe haben etwas neues: Hierbei wurde nämlich das V.A.T.S. System eingeführt, welches das Spiel erst einmal stoppt und einem Zeit gibt die Gegner taktisch ins Visier zu nehmen. Wer weiß was ich meine, ist klar im Vorteil. Man muss es einfach gespielt haben um zu wissen, wie episch das aussieht! Denn die Treffer (oder auch die Untreffer) werden in Filmspielmanier episch dargestellt. Quasi: KEIN dummdämliches Raufgekloppe "ich fuchtel mit meinem Schwert umher und mähe die Gegner nieder, indem ich wild die Knöpfe drücke" mehr. Hat bei Oblivion zwar letztendlich geklappt (schließlich habe ich das Spiel durch) war jedoch eher - doof.
Die Musik ist hübsch, meistens aber zu leise um einem wirklich aufzufallen doch durch die Funktion des Radios sowieso nebensächlich. Es gibt nämlich Radiosender im Ödland von DC! Doch würde ich mehr erzählen, würde ich spoilern. Und das mag ich nicht.
Kommen wir zum Inhalt: Das Waffenarsenal zum Beispiel. Hier wurde reichlich aufgepeppt. Es gibt sie, seltene und durchschlagende Waffen. Und auch ich, wo ich doch so ein neumodischer Waffendämel bin (ich verstehe - nein, verstand VOR Fallout so gut wie nichts von Gewehren oder Pistolen! Nun weiß ich sogar wie sehr eine Magnum 44 zu schätzen ist! Und das Kampfflinten Lasergewehren vorzuziehen sind.) habe ich angefangen sie zu lieben: Die Fernwaffen. Bisher habe ich Pfeil und Bogen mehr zu Dekozwecken mit mir rumgetragen, von neueren Schusswaffen ganz abgesehen - dank des V.A.T.S. Systems kam ich bestens damit klar! Und später konnte ich sogar ganz von alleine zielen! Ich bin stolz auf mich.
Oh, die Sprechmöglichkeiten wurden verbessert! Euer Charakter ist nun in der Lage ganze Sätze zu sprechen, statt nur "Arefu" als Themenoption. Das macht das Spiel doch viel wortgewaltiger.
Die Intelligenz der umherlaufenden NPCs muss natürlich auch erwähnt werden. Es gibt in Fallout natürlich auch Begleiter: Mutanten, Hunde, Giraffen die einen begleiten. Ständig. Um die zu helfen, eigentlich. Tun sie jedoch nicht immer. Meistens rennen sie immer genau in Horden von Gegner rein, die du noch nicht mal wahrgenommen hast - das wurde leider nicht wirklich verbessert. Eskortmissionen sind immer noch nicht Bethesdas Stärke.. Apropos Missionen, kommen wir nun zu den negativen Punkten Fallouts:
QUESTARMUT! Ich habe es nicht fassen können, als ich nach gefühlten 30 Stunden Spielzeit durch die Gegend stapfte und niemanden mehr finden konnte, der mir anständige Aufträge gab! Alles was ich noch vorfand waren Missionen a la: Sammle 38 Stück Altmetal für mich und ich gebe dir 200 Kronkorken (die Währung in Washington, Papiergeld ist out). Toll! Und sowas soll einen motivieren. Meistens bekam man nicht mal Geld, sondern nur Drogen oder Stimpacks (das gegenwärtige Heilungsmittel).
Auch nach Internetrecherchen fand ich nur heraus: Das war's wohl. Noch 2 Nebenquests und der Hauptquest. Dann ist das Spiel am Ende. UND DAS WO ICH NOCH NICHT MAL DIE HÄLFTE aller Orte entdeckt hatte! Viele Orte der Karte besaßen zwar eine Story, aber keine Quests. Obwohl man da SO VIEL daraus hätte machen können! Das Dorf der Kannibalen zum Beispiel! Oder das Kapitol! Oder oder oder. Wirklich schade, da kommt mir doch der Verdacht.. nein. Weiter mit dem Negativen: viele der Quests sind KURZ. Verdammt kurz! Entscheidungsmöglichkeiten hin oder her, aber nach 20 Minuten hat man die meisten Nebenquests (nicht alle, aber viele - der wenigen) erledigt. Jedenfalls kam mir das so vor.
Oh, fast hätte ich das neu eingeführte Karmasystem vergessen - statt Infamie und Ruhm gibt es nun Karma - lässt du z.B. (ich weiß auch nicht wie ich auf dieses weeeeit hergeholte Beispiel komme) eine ganze Stadt in die Luft jagen, verlierst du Karma. Hast du keins, hast du auch nichts zu verlieren. Gibst du einem Bettler gereinigtes Wasser, gewinnst du Karma. Und so weiter. Wozu? Um die unterschiedlichen Ausgänge des Spiels zu beeinflussen. Je nachdem wie dein Karma steht, reagieren die Leuten auf dich. Das klingt gut (oder auch nicht) hat nur einen Fehler: Durch die wenigen Quests die es gibt hat man verdammt wenig Möglichkeiten Karma zu verlieren. Richtig gelesen, mir kam es nämlich so vor als gäbe es tausend Möglichkeiten der Held des Ödlandes* zu werden, anstatt ein richtig mieser fieser Hund.
Nun zum zweitschlimmsten: dem Geld. Wie so oft. Die Questarmut hat nämlich Sinn, wie ich herausfand! Bethesda räumte sich schlichtweg die Möglichkeit ein, einen Teil der Quests (50 % der restlichen Trophäen, wenn man es von der ps3 aus betrachtet) zu verkaufen. Als "downloadable content". Wieviel das kostet, weiß ich nicht, da ich's nie machen würde. Ich kauf doch kein Spiel für 40 Euro (hab ich auch nicht =P) um dann noch mal für mindestens 20 Euronen läppische 8 Quests runterzuladen! Das ist UNFAIR und miese Abzocke, ehrlich. Gleich dazu kommt noch die Levelbegrenzung. Man kann nämlich nur bis Level 20 aufleveln (obwohl das Erfahrungspunkte System so schön animiert ist, so dass es eigentlich eine Freude ist an Erfahrung zu gewinnen!). Um weiterzukommen, Geld her. Die Frechheit dabei: Die Fähigkeiten werden nicht mehr wie bei Oblivion aufgebessert - d.h. wenn du schleichst, trainierst du automatisch deine Schleichfähigkeit. Nein nein, bei Fallout musst du alles mit hart verdienten Punkten verteilen. Bei jedem Levelaufstieg bekommst du dabei Punkte, die du dann auf Fähigkeiten und Spezialtitel, die dir nochmal Spezialfähigkeiten verleihen, aufteilen darfst. Das ganze macht natürlich nur Sinn, wenn du auch auf hohe Level kommen kannst. So macht z.B. der Titel "Genie" (oder so ähnlich) bei dem du bei jedem Levelaufstieg 10% mehr EP bekommst kaum Sinn, wenn du eh nicht höher als Level 20 kommst. Alles klar?
Na dann auf zum noch happigeren Teil..
Jetzt werde ich ganz mies. Die Bugs: EIGENTLICH dachte ich ja ich bräuchte sie gar nicht zu erwähnen. Denn bis auf die Tatsache, dass ich mich ein bis zweimal an Stellen befunden habe, von denen ich nicht mehr wegkam (zwischen zwei Felsen zum Beispiel..) fand ich keine vor. Bis zu dem Tag, der alles veränderte. Nunja, fast. Es passierte ganz plötzlich. Ein mutierter Bär griff mich an und ZACK ich sah ein gestrecktes Testbild aus dem ich nicht wieder herauskam. Das passierte mir ungefähr eine Woche lang immer wieder.
Neben diesem Malheure blieb das Spiel auch immer mal wieder stehen, besonders betroffen waren die überteuerten DLCs. Inzwischen habe ich herausgefunden, dass dies hauptsächlich an Bethesda liegt, die die Spiele nicht komplett fertig stellen, wenn sie sie auf den Markt bringen.
Neben diesem Malheure blieb das Spiel auch immer mal wieder stehen, besonders betroffen waren die überteuerten DLCs. Inzwischen habe ich herausgefunden, dass dies hauptsächlich an Bethesda liegt, die die Spiele nicht komplett fertig stellen, wenn sie sie auf den Markt bringen.
Ehrlich, Bethesda? Schlimmer jedoch als dieser Bug (nein, gleichschlimm) sind die fehlenden Entschuldigungen, die ich nicht im Internet gefunden habe. Im offiziellen Bethesda Forum zum Beispiel gibt es UNZÄHLBARE Threads in denen gestöhnt wird, wieviele Bugs es im Fallout Spiel gibt. Und das auch in der Games of the Year Edition (unten als GOTY Edition erwähnt, das komplette Spiel mit allen Zusatzinhalten), die Jahre später rauskam. NICHTS wurde verbessert, auf keiner Plattform - abgesehen von der XBox Version, da Bethesda hauptsächlich Spiele für die Xbox entwickeln. ) Keine Patches, rein gar nichts. Und das einzige was die Moderatoren in den Foren tun sind Threads ohne wirklichen Grund zu schließen.
Zusammenfassend ist folgender Beitrag eines Users:
I was thinking I'd check in and see if there had been a patch yet. I sold my old copy, figured I'd pick up GOTY if they ever dealt with all the issues. Geeze, 201 posts on the patch thread, and the moderators response? closed. No reply, just closed. And the post a few threads below was told to post in the now closed topic! That sucks guys, really it does. Bethesda really doesn't give a damn, do they? Sad thing is, before fallout I had nothing but respect for them as company, now I can't see myself ever recommending their products to another person. Bethesda: You've really let your fans down with your utter lack of regard for the game breaking issues in your game. No doubt this thread will be closed in 3... 2... 1... but hell, the criticism is well deserved at this point, what a slap in the face to their fans. Quelle
Nicht überraschend ist die Tatsache, dass in der folgenden Woche der Thread wirklich geschlossen wurde. Das was mich so traurig macht ist, das Bethesda wirklich einen Pups darauf gibt, was die Fans zu sagen scheinen. Es ist ihnen so egal! Es kümmert sie nicht, sie helfen nicht und bringen nicht einmal einen klitzekleinen Patch heraus. Sie antworten nicht mal unfreundlich! Sie tun einfach - nichts! Und entwickeln weiter Spiele. Schön, aber für wen, wenn nicht für die Abnehmer und Fans entwickelt man diese denn?
Das gibt mir doch reichlich zu denken. Mein Erdbeerliebster ist da ganz hart und will einfach keine Bethesda Spiele mehr kaufen. Aber das kann ich nicht! Schließlich, mann, ist Fallout 3 ein unglaublich tolles Spiel! Ich könnte nie auf tolle Spiele wie dieses verzichten! Wie findet Ihr mein Dilemma? Was sagt Ihr zu Bethesdas Nichtreaktion? Überreagiert? Solchen Entwicklern geht es doch eh nur ums Geld?
Letztendlich - Fallout 3 ist unvergleichlich so wie auch unverzichtbar für Rollenspieler - unvergleichliche Story (episch episch episch! Auch das Ende der Hauptgeschichte ich nicht mit Oblivion zu vergleichen! Hier hat man doch wirklich das Gefühl ein HELD zu sein - oder auch nicht.. nicht nur der Typ, der eigentlich nur das Schwert schwingt.) und unglaubliche Atmosphäre - die ist es nämlich, was das Spiel so unvergesslich für mich macht. Ich komme einfach nicht über den Eindruck hinweg, den das so verlassene und traurig leere Ödland DCs auf mich gehabt hat.
8,5 von insgesamt 10 Erdbeerpunkten.
Wäre Bethesda nicht gewesen, würde es das Spiel nicht geben. Wären die Macher nicht so unverlässlich unanwesend, gäbe es die volle Punktzahl. Aber Bugs, die das Spiel unspielbar machen gehen einfach nicht. Und keine Stellungsnahme dazu, geschweige denn von Hilfe ist noch schlimmer! Das ist nicht nur unzuverlässlich, sondern auch alles andere als einen positiven Eindruck hinterlassend.
*so wie ich am Ende: Heilige des Ödlandes. oder so. Bildlicher Vergleich mit Jesus. Heilige Scheiße! Wie kann ich das nur je wieder wettmachen?
Fallout 3
Entwickler: Bethesda Game Studios
Plattformen: PS3, XBox 360, PC
Erscheinungsdatum: 31. Oktober 2008
Genre: RPG, Shooter
Singleplayer only, USK 18
Labels: Apokalyptisches, Bethesda Softworks, Dystopien, Erdbeertastische Spiele, Fallout 3, Gamereview, Nerdiges, Nukular, PS3 Spiele, RPGs, Science Fiction, viel viel Text