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Dienstag @ 9/29/2015
(1) Liebesbekundigungen
Comicgalore.

In letzter Zeit lese ich gerne Comics. Bunte oder schwarz weiße Zeichnungen aller Art findet man im Buchhandel - oder in der örtlichen Bibliothek! Über die großartige Auswahl war ich ziemlich überrascht als ich, eigentlich auf der Suche nach einem Ratgeber übers Stricken (keine Sorge, nicht für mich), auf fast anderthalb Regal Comicauswahl stolperte. Okey. Anderthalb. Hört sich jetzt erstmal nich' so viel an. Aber für eine öffentliche Einrichtung doch erstaunlich! Der Vorteil von Graphic Novels gegenüber Mangas [zumindestens den leichten Varianten] ist zumindestens, dass sie in wenigen Bänden abgeschlossen sind. 

Da ich schon lange keine Rezensionen mehr auf meinem Blog losgelassen habe, fang' ich damit mal wieder an. Absolut unchronologisch hier einige meiner zuletzten Entdeckungen (nicht nur die Favoriten natürlich, auch das zerreißen von Comics macht Spaß):

Das ErbeDas Erbe Von Rutu Modan, Israel: 2013, Carlsen Verlag. ISBN: 978355178576
Worum geht's? Die 19 Jahre alte Jüdin Mika begleitet ihre Großmutter auf einer Reise von Tel Aviv nach Warschau und dachte bisher eigentlich diese bei der Klärung einer alten Erbschaftsangelegenheit zu unterstützen. In der Stadt angekommen stellt sie jedoch fest, dass ihre Großmutter ein Geheimnis mit sich herumträgt das mehr mit ihr zu tun hat als sie denkt.
Meine Meinung: Vordergründig erzählt der Graphic Novel von Rutu Modan ein bisher von mir eher trockenes und ermüdend erlebtes Thema: Die Rückführung von im Zweiten Weltkrieg enteigneten Immobilien an ehemaligen Eigentümer und damit verbundenen Folgen (und Kosten) für die momentanen Besitzer bzw. Bewohner. In Falle von Mika und ihrer Oma entwickelt sich das jedoch zu einer komplexen Familiengeschichte, die Einfluss auf alle beteiligten Figuren der Geschichte nimmt. Die Handlung bewegt sich also schnell von einem eher allgemeinen Thema zu charakterlicher Darstellung aller Beteiligten.
Rutu Motans Zeichnungen bleiben dabei, zu meinem eigenen Erstaunen (oberflächlich betrachtet fand' ich sie eher langweilig), stets lebendig und schaffen es auch das kleinste Hick-Hack zwischen Enkelin und Großmutter detailiert und subtil darzustellen, was den Figuren meiner Meinung nach sehr viel Tiefgründigkeit und Präsenz verleiht. Die Hauptstadt Warschau wird grau aber nicht zu opulent dargestellt und wirkt irgendwie realistisch.
Fazit: Tragisch-realistisches Drama ohne alberne Actionszenen und Überdramatisierungen, persönlich und anrührend erzählt.



Steinernde StadtBerlin. Steinernde Stadt Band 1. Von Jason Lutes, Vereinigte Staaten: 2004, Carlsen Verlag. ISBN: 9783551766748
Worum geht's? Eine Geschichte über die Historie Berlins am Ende der 20er Jahre. Der Leser begleitet die angehende 29 jährige Kunststudentin Marthe Müller aus einer Klein- in die Hauptstadt, sie möchte von vorne beginnen, sich durch ihr Studium neu orientieren. "Ein paar Jahre Kunst." sozusagen. 
Meine Meinung: Der Autor & Illustrator Jason Lutes zeichnet ein Portrait voller Gegensätze: Zum einen ein heiteres Berlins, in dem Familien mit glücklichen Kindern leben - und eines, das von Hunger, Armut und politischem Chaos geprägt ist. Der doch recht hart wirkende Zeichenstil und die vielen Perspektiven (neben Marthe lernen wir auch noch andere Personen kennen) machten es mir anfangs nicht leicht doch nach und nach verschlang ich den Band immer schneller. Leider umfasst der erste Teil nur die ersten acht Kapitel von Lutes Historiengeschichte. Die packend dargestellte Stimmung in der Hauptstadt wird kontrastreich durch das drohende Ende der Weimarer Republik und den indiduellen Glücksmomenten der einzelnen Charaktere verbildlicht. Kleine Lichtflecken auf grauem Stein.
Fazit: Eine düstere und doch irgendwie schaurig schöne Erzählung eines Stücks Geschichte - empfehlenswert!


HimmelDer Himmel ist blau, die Erde ist weiß Band 1. Von Hiromi Kawakami, Japan: 2008, Carlsen Verlag. ISBN: 9783551754479
Worum geht's? Die 38 jährige Tsukiko lebt allein und ist ziemlich davon überzeugt nicht zur Liebe begabt zu sein. Als sie in einer Kneipe ihren alten, etwas verschrobenen Japanischlehrer wiedertrifft, freundet sie sich (scheinbar) zum ersten Mal seit Jahren wieder mit jemanden an.
Meine Meinung: Verschroben. Das ist wohl das passenste Wort um die hier auftretenden Charaktere zu beschreiben - nicht so verrückt, dass es lustig wäre oder irgendwie traurig, aber eben.. sanft verschoben, schroben. Der Manga ist in sanften und leisen Worten erzählt und durch sehr detailreiche Bilder und Landschaften illustriert. Der Charakter der Tsukiko blieb mir als Leser etwas distanziert, allerdings denke ich das dies absolut beabsichtigt ist. Schließlich hat sie genau damit Probleme. Nähe zuzulassen. Was genau sie eigentlich arbeitet oder wie ihr Alltag so aussieht erfährt man als Leser  nicht. Vielleicht fehlte mir genau dieser Bezug um ihre Probleme wahrnehmen zu können. Ich weiß es nicht.  
Fazit: "Der Himmel ist blau, die Erde weiß" bleibt leider eine schöne ruhige Geschichte mit ein paar Fragezeichen zu viel für mich. 


tokio homeTokyo Home Von Thierry Gloris, Frankreich: 2011, Tokyopop. ISBN: 9783842001404
Worum geht's? Mal eben nach Tokio abhauen - was für viele immer ein Traum bleibt macht die 17 jährige Julie mal eben war. Schließlich hat sie einen Vater der zufälligerweise erfolgreich in der (japanischen) Modebranche arbeitet! In Japans Hauptstadt angekommen trifft sie zuerst einmal natürlich der Kulturschock - um in der nächsten Woche bereits schon spontan eine Schule gefunden zu haben und sich mehr oder weniger gut im Abenteuer Japan einzuleben.
Meine Meinung: Man merkt es in der Zusammenfassung vielleicht schon etwas - ich fand "Tokyo Home" irgendwie anstrengend. Julie ist ein süßes kleines blondes Mädchen mit gewissen Vorstellungen von Japan die sie letztendlich über Bord werfen bzw. widerlegen muss. Schön und gut. Aber trotzdem schafft sie irgendwie alles: Leute finden, die auch Französisch sprechen, Freundschaften schließen, Japanisch lernen (innerhalb eines Monats bereits so fließend, dass keine lustigen Missverständnisse mehr entstehen), sich im Tokioer Verkehrsnetz zurechtfinden, Schwarzwälderkirschtorte perfekt backen, einen Freund finden.. irgendwie öde! 
Fazit: Ich hatte bei dem Band eine lustig amüsante Geschichte eines verwirrten europäischen Mädchens erwartet und bekam eine leicht-niedliche Geschichte einer Mary Sue. Leider keine Empfehlung von mir.


katieKatie Cat Comic Von Thomas Brezina und Naomi Fearn, Deutschland: 2008, Egmont EHAPA Verlag. ISBN: 9783770431700
Worum geht's? Katie Collins ist ein ganz normales 15 jähriges Mädchen das mit ihrem hippiemäßigem Onkel und ihrer verplanten Großmutter auf der Insel St. Jeremy lebt. Überschaubar, ruhig, sie hat ein paar Freunde und eine kuschlige rote Katze. An ihrem 15. Geburtstag bekommt sie eine Sendung ohne Absender - und eine CD. Von ihren Eltern. Die eigentlich tot sind. Immer schon. Als sie versucht mehr über die Botschaft ihrer Eltern herauszufinden, stößt sie auf eine verstörende Spur..
Meine Meinung: Eigentlich habe ich bei der Geschichte nicht viel erwartet. Ein Mädchen, das herausfindet, besondere Gene zu haben? Irgendwelche Superkräfte? Naja, erzähl mir was neues. Das die Umsetzung (insbesondere durch den verspielten und originellen Zeichenstil von Naomi Fearn) jedoch so liebevoll und irgendwie herzlich sein würde überraschte mich. Auf wenigen Seiten schafften es Katie und ihre Freunde mein Herz zu gewinnen - sie wirken einfach authentisch. Trottelig, verplant aber irgendwie echt. Die Geschichte wird mir gegen Ende hin ein bisschen schnell erzählt (das Comic basiert wohl auf einer Romanvorlage, hier hätten sich die Auten gerne mehr Zeit lassen können auch dem Comic seinen Raum zu geben) und überstürzt die Ereignisse etwas [+ offenes Ende, erwartet uns ein Band 2?] aber das ist bei der restlichen irgendwie süßen Geschichte zu verschmerzen.
Fazit: Süße Geschichte mit sympathischen Charakteren.


Lost at sea Von Bryan Lee O'Malley, Kanada: 2006. eidalon Verlag. ISBN: 9783936686692
Worum geht's? Raleigh hat keine Seele. Eine Katze hat sie ihr geklaut - nun, das ist zumindestens die Version die sie Leuten erzählen würde, wenn sie man sie fragt, was voraussetzt, dass jemand mit ihr spricht. Was widerum bedeuten würde selbst zu sprechen. Doch der bloße Gedanke sich mit anderen auszutauschen ist für Raleigh ziemlich erschreckend. Auf einer Autofahrt nach Kanada quer durch die Vereinigten Staaten, zusammen mit ein paar alten Klassenkameraden lässt es sich für die 19 Jährige jedoch nicht verhindern ein paar Worte zu sprechen.. schließlich will sie immer noch die Katze finden, die ihr ihre Seele geklaut hat.
Meine Meinung: "Lost at sea" ist das erste Comic von Bryan Lee O'Malley das ich lese. Ja, ich gehöre zu der Minderheit von Menschen die von Scrott Pilgrimm zwar gelesen aber es selbst noch nicht aufgeblättert haben. Sollte ich vielleicht - aber derweilen hat mir "Lost at sea" auch gut gefallen. Der Graphic Novel ist erstaunlich tiefgründig, unterhaltsam und melancholisch. Irgendwie putzig (wozu natürlich auch die Zeichnungen des Autors ihren Teil zu beitragen, die alle zwar durchwegs niedlich aber auch teilweise traurig aussehen) und doch keine leichte Lektüre. 
Fazit: Empfehlenswert!

ayaAya Band 1. Von Marguerite Abouet, Elfenbeinküste: 2006. Carlsen Verlag. ISBN: 9783551737113 
Worum geht's? Aya lebt mit ihren Freundinnen Bintou und Adjoua in einer kleinen Stadt in der Elfenbeinküste. Das Leben in Afrika stellt sich dabei als erstaunlich gewöhnlich heraus: Teenage-Drama prägen auch hier die Gedanken der Mädchen - nur nicht das von Ayas, die keine Lust auf "Frisieren, Schneidern, Ehemann angeln" hat. Man kann im Leben doch wohl mehr erwarten, denkt sie und widmet sich lieber ihren Schulbüchern.
Meine Meinung: "Aya" ist ein lebenslustiges und teilweise kritisches, wenn auch humoriges Comic mit sehr viel Liebe und interessanten Beobachtungen aus dem Leben einer gar nicht so fremden Kultur - die sich nur in wenigen Punkten von der hiesigen unterscheidet. 
Fazit: "Aya" erzählt kein Drama und ist nicht sehr abenteuerlich unterwegs und schaffte trotzdem ein wunderschönes Bild eines Afrikas zu zeichnen, dass ich so noch nicht gesehen habe.


blattWie ein leeres Blatt Von Pénélope Bagieu, Frankreich: 2013. Carlsen Verlag. ISBN: 978-3-551-75109-6
Worum geht's? Eloise sitzt auf einer Parkbank. Und da ist nichts. Nichts, an das sie sich erinnern würde. In ihrer Tasche findet sie einen Schal und einen Fahrausweis. That's it. Als sie versucht mehr über sich herauszufinden, merkt sie bald, dass das schwieriger ist, als angenommen.
Meine Meinung: Es gibt Geschichten die fängt man an und liest sie zu Ende. Und es gibt Geschichten die liest man zu Ende und nimmt sie im Herzen mit. (Boah klingt das kitschig!) So eine Erzählung  ist "Wie ein leeres Blatt". Mit äußerst sympathischen Zeichnungen entführt mich die Zeichnerin in das Paris einer jungen Frau, die selber nicht weiß, wer sie ist. Man könnte meinen, das setzt einen ziemlich leeren Charakter voraus, aber dem ist nicht so. Eloise ist sympathisch! Sie ist lustig, liebenswert, niedlich und tollpatschig. Menschlich und voller Charakter. Ihre Geschichte ist gut durchdacht, ziemlich humorvoll erzählt und dennoch tiefgründig. Natürlich ist der Band schnell durchgelesen, aber absolut lesenswert. 
Fazit: Empfehlung für alle Katzenliebhaber mit dem Drang melancholosch-ironische-Lebensfehler zu begehen.

heroesHeroes Von Wem auch immer, Vereinigte Staaten: 2008. Panini Comics. ISBN: 9783866075887
Worum geht's? Bei diesem Band handelt es sich um kurze Episoden einzelner Heldengestalten (bzw Menschen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten) die alle mehr oder weniger ähnliche Erfahrungen machen - und zwar sich eher schlecht als recht in die Gesellschaft integrieren zu können.
Meine Meinung? Als ich den Band in der Bücherei entdeckte kam ich natürlich nicht auf die Idee, dass man die einzelnen Geschichten kaum ohne Hintergrundwissen der Serie verstehen würde. Dies ist leider der Fall. In der Mitte des Buches beginnt sich zwar so etwas wie ein roter Faden aus der grauen Masse herauszuschälen und eine grobe Geschichte nimmt Gestalt an, allerdings wurde ich mit den stark stereotypen Charakteren (die von Kapitel zu Kapitel von unterschiedlichen Zeichner portraitiert werden) nicht warm und konnte mich mit niemanden identifizieren. Die zusätzliche schwarz-weiße Darstellung von "gut" und "böse" half mir dabei nicht wirklich.
Fazit: Kein Band, den ich empfehlen würde. Ich mag Superhelden, aber hier kam ich nicht rein. 

Na, irgendwas für Euch dabei?

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