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Sonntag @ 4/26/2015
(1) Liebesbekundigungen
Das Salz der Erde

Ich war im Kino! Es ist lange her, seitdem ich mal wieder meinen Geiz besiegen konnte (wer mich kennt: Ich bin die Großzügigkeit in Person) und mich an einen Ort öffentlichen Lichtspiels traute. Dummerweise lief der Film, den ich und meine Mutter sehen wollten, nicht. Tja. Dumm gelaufen. Hätten wir mal genauer im Internet nachgelesen! Statt 'Grand Budapest Hotel' lief nun 'Das Salz der Erde'*. Eine Dokumentation über den brasilianischen Fotografen Sebastião Salgado. Wahrscheinlich habt ihr sogar schonmal ein Bild von ihm gesehen! Nun, jedenfalls dachte ich: "Super. Ne Dokumentation." Ich mag Dokumentationen, aberNaturfotografie und spannende Kinofilme? Passte in meinem Hirn irgendwie nicht zusammen.
Wir gingen trotzdem rein. Und ich war ziemlich verwirrt, als ich das Kino wieder verließ: Baff, zerbröselt, beeindruckt, traurig, hoffnungsvoll, melancholisch, weltschmerzfremdelnd. Das wären wohl so Adjektive, die meinen Zustand ganz gut beschreiben würden. Die Dokumentation war wirklich nicht spezialeffekteheischend, ganz und gar nicht - aber eindrucksvoll wurden uns die Werke eines unglaublich talentierten Mannes und seiner Frau gezeigt, der mehr tat, als nur Bäume fotografieren.

"Ich weiß nicht wie oft ich meine Kamera weglegen musste, um ungestört weinen zu können."
Sebastião Salgado, sinngemäßes Zitat

Salgado knipst nicht nur, er dokumentiert Abgründe des menschlichen Daseins, fängt hoffnungsvolle Momente der Menscheit ein, zeichnet Weltschmerz und politische Wunden auf und lässt die Erde in ihrem schönsten Licht erblühen. Seine Reisen führen ihn teilweise bis zu zehn Jahre in die hintersten Ecken der Erde, er trifft Völker, die von Kameras noch nie etwas gehört haben und freundet sich mit ihnen an - aber nicht, um sie vorzuführen, sondern um der Welt zu zeigen, was sie alles vergisst.



Dennoch vergisst er neben seiner Dokumentation (unter andere reiste er z.B. mit 'Ärzte ohne Grenzen' durch afrikanische Kontinente) nie die (teilweise leidenden) Menschen auf seinen Bildern, er beschäftigt sich mit ihnen indem er ihnen in der Weltöffentlichkeit ein Gesicht geben möchte und macht sie nicht nur zu bloßer Propaganda sensationslüsternder Firstworldlern.

Die Ausstellung Genesis ist noch vom 18. April 2015 bis zum 16. August in Berln im C/O Museum für Fotografie zu sehen.
Quelle

Interessante Werke von Sebastião Salgado sind unter anderem Workers - Arbeiter von 1993; Terra von 1997 oder Genesis von 2013.

*Und nein, das Buch von Daniel Wolf hat damit nichts zu tun.

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