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Donnerstag @ 6/13/2013
(5) Liebesbekundigungen
Saeculum.


Bastian ist ein ziemlicher Streber der am liebsten über seinen Büchern hokt und für sein Medizinstudium lernt - bis er Sandra kennen lernt. Die nimmt ihn nämlich spontan auf einen Mittelaltermarkt mit, in einer Welt, die er so noch nicht kennen gelernt hat. Plötzlich findet er sich zwischen kämpfenden Rittern, Marktweibern und Ledertaschen wieder und weiß kaum, wie ihm geschieht. Als Sandra ihn dann auch noch überreden will an einer Convention ihrer Freunde, deren Live-Rollenspielgruppe sich Saeculum nennt, teilzunehmen, ist er erst mal skeptisch. Mit Rollenspiel kennt er sich eigentlich nicht so aus, und mit der Zeit vor dem 14. Jahrhundert auch nicht (denn das ist die Zeit, auf die
Saeculum sich spezialisiert hat). Die Tatsache auf der Convention mehr Zeit mit Sandra verbringen zu können klingt allerdings ganz verlockend.. 
also schlägt er ein - auch wenn das heisst, für ganze fünf Tage auf alle Angenehmlichkeiten des modernen Alltags verzichten zu müssen. Im Wald, ohne Zelt, nur mit Decken, altertümlichen Kleidern und etwas Essgeschirr bestückt, zusammen mit anderen Rollenspielern die an so etwas mehr oder weniger schon gewohnt sind. Doch die Tage verlaufen anders, als das Organisationsteam der Convention sie geplant hatten - die Gegend, in der sie spielen wollen, findet nämlich in einem angeblich verfluchtem Gebiet statt..

Die Autorin Ursula Poznanski widmet sich gerne ungewöhnlichen Themen wie hier, dem Rollenspiel. Da ich selber auch Rollenspiel betreibe war die Perspektive für mich, ganz im Gegensatz zu Bastian oder den meisten Lesern (wenn man Lovelybooks glauben schenkt), eine andere - und doch verschlang Saeculum mich sofort und zog mich in seinen Bann. Die Handlung nimmt sich Zeit und es fiel mir trotz meiner Vorurteile (Wird die Rollenspielszene klischeehaft, typitisiert oder übertrieben dargestellt? Kann jemand, der damit nicht zu tun hat, etwas anfangen und Vorurteile vielleicht sogar abbauen?)  sehr leicht mich in den etwas misstrauischem Bastian, der sich auf fünf Tage Spiel und Spaß (wenn auch mit etwas seltsamen Leuten) freut, hineinzuversetzen.

Solche Gedanken (wie er sie hat) kennt man vielleicht, wenn man selber schon mal Rollenspielern begegnet ist - wie schaffen sie es, sich ständig mit "Ihr" anzusprechen und dabei ernst zu bleiben? Magische Artefakte suchen und Aufträge von einem höhergestellten Ritter annehmen? Ehrlich? Albern? Doch wenn man keine Probleme hat in eine selbst ausgedachte Rolle zu schlüpfen fällt es leicht mitzumachen und Spaß am Rollenspiel zu bekommen.
Zu meinem größten Erstaunen geht Poznanski sehr behutsam an das Thema des Rollenspiels heran und bedient sich keinen ausgelatschten Klischees - sie ist nie wertend und bleibt stets dicht an der Perspektive von Bastian, dem das alles zwar komisch, aber dennoch amüsant erscheint.
Die Geschichte selbst ist (abgesehen davon, dass sie spannend ist) sehr gut durchdacht und wirkt keinstenfalls konstruiert oder unlogisch - erst am Ende wird einem die Bedeutung von allem klar, nichts ist vorhersehbar und doch kann man als Leser wunderbar miträtseln - dabei gibt es stets zwei Seiten: Ist die Gegend nun verflucht oder übertreibt die selbstgewählte Hellseherin Doro maßlos?

Die Charaktere des Buches sind wunderbar authentisch und wirken sehr lebensecht - sofort entwickelt man Sympathien bzw. Dissympathien die jedoch je nach Handlung und Entscheidung der Spieler hie und da wieder umgeworfen werden so dass man sich selbst mit einem ständigen Perspektivwechsel konfrontiert sieht. Letztendlich ist  jede Figur in Saeculum wichtig und trägt zur Handlung bei. Diese Gewichtung merkt man der Gesichte an, ohne dass sie belastend und zu ernst wirkt.
Der Ausgang der Geschichte beruhte schlussendlich auf so vielen Kleinigkeiten und Details, die einem erst „vor Ort“ wie Schuppen von den Augen fallen.

Die Sprache Saeculums ist ein weiterer wichtiger Bestandteil der Atmosphäre dieses Werkes - die Beschreibungen der Landschaft und der handelnden Personen sowie der lockere Umgang mit der Jugendsprache die ständig emotionalen Spannungen unterliegt, gelingen der Autorin hervorragend.

Fazit: Saeculum überzeugt durch einen sehr gut durchdachtem Plot, ein sehr originelles Setting und brillianten Protagonisten - ein Werk, an dem ich absolut nichts auszusetzen habe, und das ich jedem Fan von Spannungs- und Emotionsgeladenen Geschichten sowie tiefgründigen Charakteren weiterempfehlen werde. 
Auch Rollenspielern und Larpern sei dieses Buch ans Herz gelegt, da es ein wunderbarer Beweis dafür ist, dass auch Nicht-Rollenspieler vorurteilsfreie Werke schreiben können.

von FÜNF Bambis.
Titel: Saeculum
Autor: Ursula Poznanski
Verlag: Loewe
Seiten: 496
Erscheinungsdatum: 1. November 2011
ISBN:  9783785570289
Autorin aus: Österreich
HIER kann man ins Buch hineinlesen.
Saeculum ist im Loewe Verlag erschienen, bestellen kann man es hier

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