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Freitag @ 4/12/2013
(5) Liebesbekundigungen
Pandemie im Plattenbau

 
Das Leben im Berliner Plattenbau ist schon nicht leicht - seit dem Tod ihres Vaters musste die junge Naomi mit ihrer Mutter nach Mitte ziehen, direkt an eine vierspurige Schnellstraße. Vom zweiundzwanzigsten Stock aus beobachtet das Mädchen nun ihre Nachbarn mit dem Fernglas - und entdeckt dabei eine Frau, die ihre Wellensittiche isst.

Was sich nach einer humorvollen Zombieapokalypse anhört ist keine - jedenfalls nicht wirklich. Vielmehr entpuppt sich der Roman von Alexander Odin als zweierlei: düsterer Pandemiethriller und Stadtführer. Letzteres vor allen Dingen durch die teilweise sehr überflüssig beschriebenen Sehenswürdigkeiten, wie z.B. dem Elefantentor am Zoologischen Garten. Schlimmer dabei sind jedoch vielmehr die Kleinigkeiten, die mich als Berlinerin haben aufstutzen lassen: Da geht eine Jugendliche die kaum Taschengeld bekommt einfach mal 'so' um jemanden zu beobachten in den Zoo und kann es sich leisten! (Wer noch nicht im Berliner Zoo war: Selbst für Schüler ist der Eintritt mit seinen 10 Euro nicht mal eben so aufzubringen.) Dann wird der Park auch noch als übersichtlich und klein bezeichnet, was mir als Leser doch so vorkommt, als wäre der Autor selbst noch nie im Berliner Zoo gewesen - klein ist er, aber vielmehr großzügig verschachtelt, voll und ziemlich verwinkelt.

Natürlich stellen solche Dinge nicht das ganze Buch in den Schatten, denn düster und spannend ist es auf seine Weise schon. Der Schreibstil ist gut und je nach Kapitel werden verschiedene Perspektiven der Apokalypse beleuchtet (auch, wenn die teilweise etwas typisiert dargestellt wurden). Zudem nimmt sich das Buch stark Zeit, erst in der zweiten Hälfte des Buches geräht alles so richtig in Fahrt, was zumindestens Naomi und anderen Charakteren ein bisschen Tiefe verleiht. Die hintergründige Gesellschaftskritik kommt mit den aus so unterschiedlichen Schichten kommenden Charakteren auch nicht zu kurz.
Leider habe ich hie- und da immer wieder das Gefühl gehabt, dass der Autor seine Protagonisten einfach nicht lieb genug hatte - denn  es gibt haufenweise abgrundtief "böse" Menschen. Da wird jede noch so blutige Szene absolut ausgeschlachtet, jeder Vogel verliert seine letzten Federn - das war mir alles ein bisschen zu mysteriös "böse" (und wird fast immer auf religiöse Absichten geschoben) und nicht  genug differenziert dargestellt.

Letzten Endes klingt das Ende des Buches wiederum zu schön, um wahr zu sein und die Portion jugendlicher Kitsch darf natürlich nicht fehlen - schade! Ich hatte mir mit dem Buch mehr erwartet, weder gibt es am Ende eine Lösung woher die Seuche kam (denn den entscheidenden Schritt, um das herauszufinden, vergessen die Protagonisten am Schluss spontan) noch traut sich der Autor wirklich skrupellos zu sein und alle sterben zu lassen. Kein Buch, das ich empfehlen würde. 
 
von 10 Hühnerkeulen.
 
 Eure Meinung zu dem Buch? Würde es Euch interessieren?

Titel: Pandämonium - die letzte Gefahr
Autor: Alexander Odin
Verlag: Bastei Lübbe
Seiten: 416
Erscheinungsdatum: Februar 2013
ISBN: 978-3404167418
Aus: Deutschland
Die Enklave ist im Bastei Lübbe erschienen, bestellen kann man es hier.

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