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Dienstag @ 7/30/2013
(16) Liebesbekundigungen
Als der Rosenkohl zu weinen anfing.

 

Traurigkeit im Zitronenkuchen ist unpassend, bemerkt die junge Rose Edelstein, als sie den Kuchen ihrer Mutter probiert. Schnell merkt sie, dass sie auf einmal etwas kann, was sie vorher nicht konnte: Emotionen schmecken. Da ist auf einmal der Donut vom Bäcker um die Ecke von einer Melancholie erfüllt, von der sie nicht mal wusste, die Hühnersuppe im Restaurant brodelt vor unterdrückten Liebesgefühlen und das Sandwich ihrer Mutter kichert fröhlich vor sich hin, versucht jedoch zu verbergen, wie einsam es eigentlich ist.

Rose erster Versuch: Sich die Zunge herausreißen (was erstaunlicherweise nicht klappt). Ihr Zweiter: Damit lernen, zu leben. 

Diese „Gabe“, auch wenn Rose es so anfangs nicht ausdrücken würde, wird für sie jedoch schnell zur Last, da sie fast kaum noch eine Mahlzeit zusammen mit ihrer Familie einnehmen kann, ohne zu bemerken, von welcher Traurigkeit ihre Familie belastet wird. Gerade die Tatsache, dass sie erst neun Jahre alt ist, machte mir dabei zu schaffen: Kein Kind muss so etwas aushalten müssen, auch noch ohne sich irgendwem anvertrauen zu können. Denn wer würde ihr schon glauben? Einzig und allein vom Freund ihres älteren Bruders, George, bekommt sie Zuspruch. Wie die Ironie des Schicksals es so mag, entwickelt sie zarte Gefühle für ihn, weiß jedoch nicht so recht, wohin damit, da ihr Bruder sowieso schon Eifersüchtig reagiert, wenn sie die traute Zweisamkeit der beiden Jungen stört. 

Zitat Seite 252

Rose lernt eine Menge in „Die besondere Traurigkeit von Zitronenkuchen“, doch nicht alles ist sofort zu erkennen oder lesbar. Aimee Bender verpackt ihren Roman in zarte, fast schon poetisch eindrückliche Worte die sehr zum sensiblen Charakter Roses passen. Einfühlsam erzählt sie die Geschichte eines jungen Mädchens, dass mit sich selbst nicht ganz im Klaren ist und zudem noch unfreiwillig hinter die Fassade ihrer Familie blicken muss: Als da wäre ihr zurückgezogener und introvertierter Bruder Joseph, ihre vor Einsamkeit schreiende (wenn auch nur im Zitronenkuchen) Mutter, und ihr arbeitssamer und stiller Vater. 

Wer auf ein einfaches, unterhaltsames Buch hofft, hofft hier vergeblich. Wer jedoch nach einer verträumt-magisch-unheimlichen Lektüre sucht, wird hier schnell fündig. Aimee Benders Geschichte erklärt nicht, untersucht jedoch die Bedeutung einer Gabe, die so schön sie auch klingen mag, mehr beinhaltet, als es ursprünglich zu scheinen mag. Ein phantastisch-eindrückliches Buch welches ich ausdrücklich empfehlen würde.


von FÜNF 
Zitronenkuchenstücken


Titel: Die besondere Traurigkeit von Zitronenkuchen
Autorin: Aimee Bender
Verlag: Berlin Verlag
Seiten: 320
Erscheinungsdatum: 14. Mai 2011
ISBN: 9783827009869
Autorin aus: den USA
Die besondere Traurigkeit von Zitronenkuchen ist im Berlin Verlag erschienen, bestellen kann man es hier.

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